I Ging Kurs – Vorwort

Die Bilder gehen aus den Ideen hervor. Die Worte machen die Bilder klar… Die Bilder sind die Reuse für die Ideen. Wer daher bei den Worten stehenbleibt, wird nicht die Bilder erfassen, und wer bei den Bildern stehen bleibt, wird nicht die Ideen erfassen.
Wang Bi

Ich habe ca. 2008 angefangen, mich intensiver mit dem I Ging zu beschäftigen. Allerdings war ich mit den klassischen Deutungstexten eher unglücklich: Sie sagten mir wenig. Durch Zufall stieß ich auf das oben genannte Zitat von Wang Bi und verstand: Es geht nicht um eine wortwörtliche Auslegung oder Übersetzung der Originaltexte – es geht um die Ideen!

Die Bilder gehen aus den Ideen hervor…

Also machte ich mich auf den Weg, um mich diesen Ideen zu nähern. Ich fing an, mich mit dem Sinngehalt der Trigramme zu beschäftigen. Und begann zu verstehen, was ihr Ineinandergreifen bedeutet.

Auf den nachfolgenden Seiten erkläre ich das Modell, mit dem ich mich den Hexagrammen nähere. Es ist das Resultat mehrjähriger Forschungen, bei denen ich versucht habe, die daoistischen Grundgedanken des Orakelspiels freizulegen. Das meiste der nachfolgenden Ausführungen stimmt mit den klassischen Schriften überein, doch es gibt auch (einige wenige) Ausnahmen, auf die ich an entsprechener Stelle gesondert hinweise. Dennoch werden Sie manchmal feststellen, dass meine Anleitung nicht in allen Punkten dem entspricht, was Sie vielleicht bei anderen Autoren gelesen habe.

Dies liegt zum Teil darin begründet, dass die Originaltexte des I Ging – wie ich selbst erst kürzlich überrascht feststellte – eigentlich relativ kurz sind. Die längeren Passagen, die zum Thema I Ging im Umlauf und in den diversen Deutungsbüchern zu finden sind, stammen also von den jeweiligen Autoren. D.h. sie gehören überhaupt nicht zur klassischen Überlieferung sondern sind der Interpretationsfähigkeit (und manchmal der Phantasie) der jeweiligen Autoren entsprungen.

Grenzen und Anspruch des I-Ging-Kurses

Bei meinen nachfolgenden Ausführungen handelt es sich ganz sicher nicht um den allein gültigen I-Ging-Kurs – aber den wird es wohl auch nie geben, denn in seiner bald 5000-jährigen Geschichte haben sehr viele Menschen das I Ging benutzt. Was Sie aber – das hoffe ich – lernen werden, ist ein selbständiger und souveräner Umgang mit diesem äußerst nützlichen Werkzeug um Orientierung in unser im ewigen Wandel begriffenen Welt zu finden.

Ich wünsche uns allen, dass wir im Sinne Wang Bi’s die Worte durchdringen und hinter die Ideen schauen: Damit wir die Ideen erfassen und so ein tieferes Verständnis der Wirklichkeit gewinnen.