39 – das hemmnis

Grafik Hexagramm 39

Fragestellungen
  • Eine Nutzerin leidet sie darunter, keinen echten Kontakt zu Menschen zu haben. Dem I Ging stellt sie folgende Frage: „Wohin führt mich das beherzte Führen eines Traumtagebuchs? Ich habe den Gedanken, dass es sehr genau passt – vielleicht sogar zur Überbrückung von Stagnation und Isolation.“ Die Idee, ihre Aufzeichnungen möglicherweise zu publizieren und dadurch ihr Leben, so wie es ist, anzunehmen, hat etwas erlösendes, befreiendes für sie.

Fallstudie

Hexagramm 39 – das Hemmnis beginnt mit Gen, der Berg (unteres Trigramm) und verweist damit auf unsere Fähigkeit Loszulassen. Und weil unser Leiden stets aus dem Streben nach Haben und Sein entsteht (die zweite edle Wahrheit des Buddhismus), müssen wir genau dieses Streben nach Haben und Sein loslassen, um unser Leiden zu beenden. Gen, der Berg am Anfang des Hexagramms 39 – das Hemmnis weist uns eindringlich darauf hin.
Interessanterweise hält die Nutzerin den Schlüssel zu ihrer persönlichen Befreiung bereits in Händen: sie schreibt, dass ihr der Gedanke, ihr gegenwärtiges Leben so, wie es ist, anzunehmen, tröstlich erscheint, dass dieses Annehmen etwas erlösendes, befreiendes für sie hat. Nun denn: indem sie ihre Vorstellungen, wie ihr Leben aussehen sollte, loslässt, kann sie ihre Kräfte bündeln und Raum für Neues schaffen.
Im weiteren Verlauf des Hexagramms 39 – das Hemmnis entwickelt sich Gen zu Kan, das Wasser (erstes Kernzeichen). Indem wir Loslassen, machen wir den Weg frei, um uns wieder mit unserem seelischen Urgrund zu verbinden, unserer eigenen, intuitiven Lebensklugheit, die wir auf unserem Weg zum Hier und Heute gesammelt haben und aus der wir schöpfen können.
Unser seelischen Urgrund ist etwas ganz Grundsätzliches: es ist der wesentliche, stabile und Generationen überdauernde Aspekt unseres individuellen Daseins. In diesem Urgrund ruht unsere Weisheit, unsere eigene, intuitive Lebensklugheit, unsere Essenz, geschützt und unberührt von äußeren Einflüssen.
Es ist gut, mit diesem Urgrund verbunden zu sein. Alle Handlungen, die wir von diesem Ort aus initiieren, haben eine besondere Qualität, sie fühlen sich auf besondere Weise „richtig“ an. Und auch die Nutzerin sollte die Idee, ihre persönlichen Notizen zu ordnen und zu publizieren, vor diesem seelischen Urgrund eingehend prüfen und ihrem Bauchgefühl vertrauen.
Kan, das Wasser (erstes Kernzeichen) wird im weiteren Verlauf des Hexagramms 39 – das Hemmnis zu Li, das Feuer (zweites Kernzeichen). Li, das Feuer entspricht dem Funktionskreis Dünndarm der chinesischen Medizin. Dieser Funktionskreis ist unsere intellektuelle Entscheidungsinstanz, die Wichtiges von Unwichtigem unterscheidet und es uns erlaubt, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wenn wir uns nun wieder der Fülle der Welt zuwenden, hilft uns Li, unsere Gedanken zu sortieren, Tatbestände zu differenzieren, Beziehungen zu klären und Gefühle zu ordnen.
Die Idee der Nutzerin, persönliche Notizen zu publizieren, will wohl überlegt sein. Auch wenn es sich richtig anfühlt, gibt es jenseits dieses Gefühls viele Fragen zu klären: „Ist es wirklich ist gut für mich?“, „Offenbare ich mich vielleicht zu sehr?“, „Was genau möchte ich erreichen?“, „Was ist wichtig und wesentlich?“, „Was genau möchte ich ausdrücken?“ Es geht darum, die Fülle, die uns unsere Lebensrealität bietet, zu sortieren, zu differenzieren, zu klären.
Li wandelt sich schließlich wieder zu Kan, dem Wasser (oberes Trigramm). Es gilt, intellektuelle Klarheit und tief wurzelndes Bauchwissen in Übereinstimmung zu bringen. Oft scheinen Kopf und Bauch in unterschiedliche Richtungen zu streben, der Mensch steht zerrissen dazwischen. Nähert man sich diesem Chaos offen und lauscht beiden Polen aufmerksam, dann offenbart sich womöglich die innere Logik des eigenen Seins. Die Entscheidung der Nutzerin, ein Traumtagebuch zu führen, ist in dieser Hinsicht sicher fördernd.

Die aktuelle Interpretation finden Sie hier: https://www.no2do.com/hexagramme/887878.htm