31 – die einwirkung

Grafik Hexagramm 31 - EinwirkungUnd jetzt ein kurzes Rezept für… Glück! 1. Kurz Bilanz ziehen und prüfen, was uns möglicherweise unnötig belastet, unsere Kräfte blockiert und uns dadurch schwächt. Das alles: loslassen. 2. Dadurch werden neue Energien frei und schon geht los. Ohne unser Zutun, dafür unaufhaltsam, unerbittlich, aus unserem eigenen Inneren heraus vorwärtsdrängend passiert etwas: die Raupe im Kokon wandelt sich zum Schmetterling, unsichtbar, ihrem ureigenen, perfekten Weg folgend.

3. Der Schmetterling – unsere wahre Natur, unser kohärentes Selbst – ist fertig und schlüpft! 4. Und öffnet jetzt seine Flügel, taucht ein in die Welt: eine leichte Brise, wärmendes Sonnenlicht, Nektarduft… pures Glück! Alles klar?

Fragestellungen

Hexagramm 31 – die Einwirkung tauchte als Antwort auf z. T. ungewöhnliche Situationen auf:

  • Eine Nutzerin erhielt Besuch von einem (ihrem?) Totem-Tier. Da sie die Botschaft des Totem-Tieres nicht verstand – es verhielt sich anders als sonst, aggressiv und angsteinflößend – befragt sie das I Ging: „Was ist der Grund für dieses Tier? Warum ist es hier? Was soll ich tun, was übersehe ich bisher?“
  • Eine weitere Nutzerin fragt: „Wie komme ich in die Freude?“
  • Ein Nutzer beschreibt seine Situation folgendermaßen: „Während ich in meiner Freizeit viel gute und positive Erfahrung machen darf, bin ich an meinem Arbeitsplatz in letzter Zeit immer wieder die Zielscheibe von Schikanen. Nun gibt es einen Leitungswechsel – was kann ich tun, damit sich die negativen Muster am Arbeitsplatz verändern?“
Fallstudie

Die vierte Frage der Nutzerin lautet schließlich: „Wie komme ich in die Freude?“ Und das I Ging antwortet mit 31 – die Einwirkung. (Zur Ergänzung: Frage 1 „In welcher Situation befinde ich mich?“ ergab 12 – die Stockung; Frage 2 „Was hat es Gutes und wie geht es weiter?“ ergab 20 – die Betrachtung; Frage 3: „Wie komme ich da raus?“ ergab 30 – das Haftende.)

Hexagramm 31 – die Einwirkung ist interessanterweise eine Weiterführung der ursprünglichen Antwort 12 – die Stockung. Hier ist der anfängliche Yin-Strich der Stockung zum 6. Strich der Einwirkung geworden.
Wie bereits in den vorangegangenen Erörterungen (siehe weiterführende Links) erläutert, steht das untere Trigramm Gen, der Berg zunächst einmal für Loslassen. Im konkreten Fall der Nutzerin sind ihr bei ihrer erdhaften Bestandsaufnahme (siehe weiterführende Links: 12 – die Stockung und 20 – die Betrachtung) möglicherweise Dinge aufgefallen, die sie unnötig belasten, die ihre Kräfte blockieren und sie dadurch schwächen. Indem sie sich auf das Stärkende konzentriert und Schwächendes loslässt, setzt sie Energien frei und sammelt genügend Kraft für den nächsten Schritt.
Aus Gen entwickelt sich Sun, der Wind / Baum (erstes Kernzeichen), ein Trigramm, das Wachstum beschreibt, das zwar sanft anmutet, sich aber unaufhaltsam, ja fast unerbittlich vollzieht Es ist ein Vorwärtsdrängen aus dem eigenen Inneren heraus, eine Entwicklung, die mit derselben Gewissheit erfolgt mit der sich die Raupe im Kokon zum Schmetterling wandelt: einem unsichtbaren, ureigenen, perfekten Weg folgend.
Das Resultat – der Schmetterling – ist Qian, der Himmel (zweites Kernzeichen), unser eigenes klares und kohärentes Selbst, unsere wahre Natur.
Ich habe kürzlich die folgende, sehr passende Beschreibung für das Konzept des Selbst gelesen:

Ich habe es als eine Art „innerer großer Bruder“ empfunden, also eine weisere Version von einem selbst mit mehr Durchblick und Schutzfunktion. Etwas Ruhiges, Abgeklärtes, Furchtloses, mit der Quelle verbundeneres… Und auch Teile, die da sind und die das Ich gerade nicht rauslässt (also Kraft, Stärke, … Kindliches, Verspieltes, Reines, ….). Vielleicht auch eine Ursprungs-Version des Ichs ohne Glaubenssätze, Fixierungen, Abhängigkeiten etc. Die ursprüngliche Blaupause. Etwas sehr Großes, Umfassendes…
von Egidy, Holm. Das Selbst im Inneren

Dieser Text ist insofern interessant, als er anhand zeitgenössischer Konzepte u. a. der Psychologie etwas beschreibt, was in den klassischen Schriften der Traditionellen Chinesischen Medizin als Herz bzw. Shen bezeichnet wird. Die sich im Hexagramm 31 – die Einwirkung entwickelnde Zeichenabfolge Gen (Loslassen) – Sun (Wachsen) – Qian (Selbst) zeigt also einen möglichen Entwicklungsweg zu kohärentem Shen auf.
Das Abschlusszeichen des Hexagramms ist Dui, der See (oberes Trigramm). Die Ausgangsfrage der Nutzerin lautete ja: „Wie komme ich in die Freude?“ – und mir scheint, in Dui verbirgt sich ein nützlicher Hinweis. Denn Freude entsteht im lebendigen Austausch mit der uns umgebenden Welt. Der perfekt entwickelte Schmetterling mag die Idee des idealen Schmetterlings vollkommen verkörpern – doch erst im Moment seines ersten Flügelschlags, dann, wenn er die leichte Brise, das wärmende Sonnenlicht, den Nektarduft erfährt, wird er wahrhaftig geboren.
Und ebenso wird unser Selbst erst im Kontakt mit der Welt lebendig. Genau hierzu lädt uns Dui ein: die Grenze unseres Selbst zu öffnen und uns dem Wechselspiel von Aufnehmen (das Außen/die Umwelt dringt in unser Inneres) und Abgeben (wir drücken unser Inneres nach Außen hin aus) vertrauensvoll hinzugeben.

Die aktuelle Interpretation finden Sie hier: https://www.no2do.com/hexagramme/887778.htm