Kan, das Wasser

Wofür steht Kan?

Kan, das Wasser
Kan, das Wasser

Kan steht für unser Urvertrauen und unsere unbewussten Ressourcen. Dieser Urgrund ist ein Destillat eigener – und manchmal fremder – Erfahrungen und Informationen, die meist jenseits unseres Tagesbewusstseins liegen. Aus Kan dringen Impulse und Inspirationen zu uns, die uns zu Entscheidungen führen und Handlungen initiieren können. Folgen wir diesem „Bauchgefühl“, haben unsere Handlungen eine spezielle Qualität: sie fühlen sich auf besondere Weise „richtig“ an.

In vielen Interpretationen zum I Ging wird Kan als negativ und gefährlich eingestuft. Kan hat eine Eigendynamik, die unser Intellekt nur schwer kontrollieren kann. Das negative Urteil wurzelt also im Wunsch, das Unbewusste zu kontrollieren. Löst man sich davon, wird Kan zur wertvollen Ressource.

In den Klassikern der Traditionellen Chinesischen Medizin finden wir zum Funktionskreis Niere (siehe Reihenfolge des späteren Himmels: der Niere und Blase wird mit Kan assoziiert) u. a. folgende Beschreibungen:

Die Niere lässt dieses Gespür [das uns die Grenzen des eigenen Feldes vermittelt] weit nach innen dringen. Sie vermittelt uns einen inneren Bezug, meine ganz persönliche Betroffenheit durch diese Empfindungen. Sie lässt eine Tiefe entstehen, aus der die Ahnung einer umfassenden kosmischen Wahrheit erwachsen kann….
… und uns Kraft gibt für den Fortgang des Lebens.

Die Ohren öffnen sich nach außen – aber sie lassen Impulse in unser tiefstes Inneres vordringen… Das Hören und der Gleichgewichtssinn…geben uns die Orientierung im Raum.

Die Niere – und mit ihr die Wandlungsphase Wasser – speichert das Grundsätzliche, das Wesentliche, Stabile und Generationen überdauernde unseres individuellen Daseins. In ihr ruht die Weisheit, welche das Resümee des Lebens und jahrzehntelanger Erfahrungen und Willenskraft ist. Sie übernimmt die Initiierung von Aktion, die von der gebildeten persönlichen Festigkeit ausgeht.
Wandlungsphase Wasser

Woraus entwickelt sich Kan?

kan_entwicklungInnerhalb eines Hexagramms entwickelt sich Kan entweder aus Gen oder aus Li (Ausnahme: das Hexagramm beginnt mit Kan / Kan ist unteres Trigramm). Dunkle Pfeile deuten an, dass den vorangegangenen Zeichen oben jeweils eine (durchbrochene) Yin-Linie hinzugefügt wird. Yin steht für Empfänglichkeit. Um uns auf unser Bauchwissen einzulassen, müssen wir empfänglich sein.

Kan entwickelt sich aus Gen, dem Berg

Das Loslassen, das in Gen sichtbar wurde, ermöglicht, dass wir uns wieder mit unserem seelischen Urgrund verbinden: unserer eigenen, intuitiven Lebensklugheit, unserer Essenz, die wir auf dem Weg zum Hier und Heute gesammelt haben und aus der wir schöpfen können.

Beispiele für Hexagramme, bei denen sich Kan aus Gen entwickelt, finden Sie → hier.

Kan entwickelt sich aus Li, dem Feuer

Unsere Fähigkeit, Eindrücke, Tatbestände, Gefühle etc. intellektuell zu differenzieren (Li), schafft in uns Klarheit und erzeugt ein Gefühl der Ruhe. Aus dieser Ruhe heraus fällt es uns leichter, uns vertrauensvoll jenen Quellen zu öffnen, die aus unserem seelischen Urgrund (Kan) zu uns dringen: Bauchgefühle, Vorahnungen, Intuition.

Beispiele für Hexagramme, bei denen sich Kan aus Li entwickelt, finden Sie → hier.

Wohin entwickelt sich Kan?

kan_entwicklungInnerhalb eines Trigramms entwickelt sich Kan entweder zu Zhen oder zu Li (Ausnahme: das Hexagramm endet mit Kan / Kan ist oberes Trigramm).

Kan entwickelt sich zu Zhen, dem Donner

Zhen entsteht, indem oben eine (durchbrochene) Yin-Linie angefügt wird (dunkler Pfeil; Yin symbolisiert Empfänglichkeit). Wenn wir auf unser eigenes Bauchgefühl vertrauen, für die Impulse empfänglich sind, die aus diesem Urgrund zu uns dringen, entsteht der Urkeim einer neuen Handlung, der erste Schritt in eine neue Richtung.

Beispiele für Hexagramme, bei denen sich Kan zu Zhen entwickelt, finden Sie → hier.

Kan entwickelt sich zu Li, dem Feuer

Li entsteht, indem oben eine (durchgezogene) Yang-Linie angefügt wird (roter Pfeil; Yang symbolisiert Tatkraft, Aktivität). Oft scheinen Kopf (Li) und Bauch (Kan) in unterschiedliche Richtungen zu streben. Prüft man genauer, offenbart sich gerade hier die innere Logik des eigenen Seins: Widerstrebendes vereinigt sich zu persönlicher Stärke.

Beispiele für Hexagramme, bei denen sich Kan zu Li entwickelt, finden Sie → hier.

Referenz

Wandlungsphase (Element): Wasser
Funktionskreis: Niere

Moderne Deutung

Urvertrauen; Intuition; anzestrale Energie

Traditionelle Deutung

Abgründig, gefährlich, unkontrollierbaren Kräften ausgesetzt
Richtung: nach unten
Interpretation: Gefahr von außen, die überlegt angegangen werden muss; abgründige Tiefen, nach deren Überwindung neue Kräfte zur Verfügung stehen werden.

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