Daoismus und Konfuzianismus in der TCM

Die Wurzeln der heute praktizierten chinesischen Medizin sind – von Teilaspekten wie der Dämonen- oder der Ahnenmedizin abgesehen – ungefähr in der Zeit vor 500 bis 200 Jahre nach der Zeitenwende gewachsen. Nach der Zhou-Dynastie brach die gesellschaftliche und politische Struktur Chinas zusammen. In der darauf folgenden Phase der „streitenden Reiche“ waren die Gedanken der Staatsmänner wie der Philosophen geprägt durch den Gedanken,

wie sowohl der Staat als auch der einzelne Mensch sein Glück und Wohlbefinden erlangen könne. Kong Zi [Konfuzius] und Lao Zi als Begründer von Daoismus und Konfuzianismus gingen zwei verschiedene Wege, die bis zur heutigen Zeit sowohl das chinesische Denken als Ganzes als auch die chinesische Medizin geprägt haben.

Der Konfuzianismus sah das Heil des Menschen in der Sicherheit einer sozialen Struktur. Der einzelne Mensch ist hiernach Bestandteil eines Systems, er ist in dieses fest integriert und erfährt sowohl Wertschätzung als auch persönliches Glück aus der Erfüllung dieser gesellschaftlichen Rolle. Der Daoismus hingegen betrachtete den einzelnen Menschen als eingebunden in ein höheres System, in den Lauf der Welt, in Himmel und Erde. Solchermaßen losgelöste von den irdischen Verpflichtungen, den Sitten, Gebräuchen und Ritualen des Konfuzianismus, erfuhr nach den Menschenbild des Daoismus der Einzelne sein Glück im Aufgehen in dem Kosmos, in der Vereinigung mit Shen, dem kosmischen Geist. […]

So gegensätzlich diese beiden Ansichten über den Menschen auch sein mögen, in der chinesischen Geschichte wie auch in der chinesischen Heilkunde hatten und haben beide ihren Platz[. …] Die daoistisch geprägten Gedanken in einigen Kapiteln des Suwen [Huangdi Neijing, 1. Teil] (wie das Konzept der Langlebigkeit im 1. Kapitel) werden ergänzt durch ausgesprochen konfuzianistische Ideen vom Mikroskosmos Mensch als Staatsapparat mit Ministern und Beamten (z. B. im 8. Kapitel). Lorenzen 2000, 219

Quellenverzeichnis

— Lorenzen, Udo. 2000. Die Wandlungsphasen der Traditionellen Chinesischen Medizin: Wasser. 5 Wasser. München: Müller & Steinicke.